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Lav Paliwal

Kunst in Coronazeiten - War wirklich Alles schlecht?...

Lav Paliwal
Guide und Touristenführer
Fotograf
lebt in Jaipur in Indien

Instagram-Account: trav.e.holic/


Wer hat damit gerechnet, dass ein unsichtbares Virus die Welt in die Knie zwingen kann? Das Leben in Indien funktionierte ganz normal, bis das Wort Corona im Ohr klingelte und ich erinnere mich noch sehr gut an die Frühlingsstimmung Indiens, wo das angenehme Wetter, frische Luft, blühende Bäume & Pflanzen zu einer wunderschönen Stimmung beitrugen.
Noch dazu die fröhlichen Menschen, die sich gerade mit den Vorbereitungen des Holi Festes oder Farbenfestes beschäftigten.
Das Ganze ergab ein farbenprächtiges Bild zum glücklich sein.

Inmitten dieser tollen Stimmung komme ich in der rosaroten Stadt, Jaipur an, mit meiner Frauen-Reisegruppe von Michaela Schiffer, der Leiterin von Vivamundo Reisen aus Deutschland, und wir haben vor, das Holi Fest in Jaipur auf eine besondere Art zu feiern.

Kaum kann ich mich erinnern, dass ich durch meinen Job als Guide irgendein Fest in Jaipur feiern konnte, wo meine Familie auch zuhause ist; natürlich war die Freude doppelt so groß im Herzen, dass ich dieses Jahr in meiner Heimatstadt Holi feiern durfte.

(Die farbenprächtigen Fotos des Holi-Festes findet ihr auf der Seite meiner Kollegin Michaela Schiffer.)

Endlich ging die Sonne auf und der Tag des Holifestes beginnt, jeder freut sich auf die indischen Farben und die vorstehenden Erlebnisse.

Da wird tatsächlich jetzt die Geschichte spannend, indem jetzt überall das Wort CORONA in der Luft liegt aber noch niemand genau weiß, was sich dahinter verbirgt.

Gespräche werden geführt und es wird überlegt, ob man den Menschen raten soll, Menschenmassen zu vermeiden, aber wie kann man sich das Holi Fest ohne Menschen vorstellen? Die Informationen sind widersprüchlich, niemand weiß etwas Genaues… In Abstimmung mit den Behörden hieß es dann, dass wir das Fest wie geplant im Tempel feiern können.

Mit diesen Gedanken beginnt der Tag, an dem ich mit meiner Gruppe zu einem Tempel fahre, um das Fest zu feiern. Wir haben ein unbeschwertes Fest mit den Menschen im Tempel gefeiert und später bei meiner Familie zu Hause.


Gleich danach jedoch änderte sich alles, ich bekomme einen Anruf nach dem anderen, da wir bald in einem Hotel beim Ranthambore Nationalpark ankommen sollen und das Hotel will dass wir zuerst untersucht werden müssen bevor wir überhaupt ins Zimmer dürfen.

Stundenlang warten in der Lobby, aber endlich kamen die Ärzte, haben uns kurz befragt, bestätigt dass wir gesund sind, also durften wir hierbleiben.


Sobald die Gruppe jetzt zurückflog und ich nach Jaipur heimkomme wird bekannt gegeben, dass ein 30-tägiger kompletter Lockdown im Land eingeführt wird und keiner darf das Haus verlassen und keiner darf unterwegs sein.

Ich habe meine zweite Gruppe am nächsten Tag erwartet, aber wie soll ich meine Gruppe abholen, wie soll ich meine Gruppe erreichen – die Fragen waren im Kopf ohne Antwort. Insgesamt war eine Paniksituation aufgetreten wo man nicht weiss wie es überhaupt weitergeht.

Gleich am nächsten Tag sperrte man den internationalen Flughafen und es darf keiner in Indien ein-, oder ausreisen.

Es schien am Anfang, dass das alles nur für ein paar Tage ist und so kann das Leben nicht weitergehen aber es wurde alles immer weiter verlängert.

Eines Tages stand in den Nachrichten dass sogar das berühmte Taj Mahal erstmals in der Geschichte jetzt für die Besucher gesperrt wird und das hat auf jeden Fall dunkle Wolken der Unsicherheit in meinem Kopfhimmel gezogen.


Wie soll es überhaupt ohne Arbeit weitergehen, wie soll ich meine Eltern sowie meine Kinder ernähren? Fragen waren viele da, aber leider alle ohne Antwort. Jeder hatte seine Theorien, Vermutungen aber es schien dass keiner wirklich weiss, wie sich alles jetzt entwickeln wird. Jeden Tag berichteten die Zeitungen wie sich Corona in meiner Stadt verbreitet, außerdem konnte ich selber die Intensität an den Sirenen der Krankenwagen hören, da mein Haus direkt bei der Hauptstraße ist und jede zweite Minute raste ein Krankenwagen an uns vorbei.

Jeder hat nur gehofft dass es bald alles besser wird. Wir leben von unserem Gesparten und die Familien helfen sich gegenseitig. Jeder versucht irgendwie ein bisschen Geld zu verdienen. Das bringt uns durch diese schwere Zeit.


Ein paar Monate später, im Oktober, hatten wir unser großes Lichterfest Diwali gehabt, wo die Inder normalerweise draußen sind, einkaufen und mit Feuerwerk & Dekoration das Fest feiern, aber dieses Jahr war es anders. Niemand durfte das Haus verlassen und einkaufen nur online.

Selbst dabei hatten die Leute Angst, dass das Virus durch das Paket im Haus landen konnte. Das Fest wurde sehr schlicht und im sehr engen Familienkreis gefeiert.

Silvester war auch nicht anders, Feuerwerk war verboten und Parties waren bestrafbar, aber die Menschen feierten den Beginn des Jahres 2021 mit großer Hoffnung und man hörte von einer Impfung , die Licht am Ende des Tunnels bedeuten würde.

Wir sind jetzt im Jahr 2021 und es sind kaum noch Krankenwagen zu hören bei uns, die Krankenhäuser sind leer, das Taj Mahal und andere
Sehenswürdigkeiten sind wieder offen und die ersten Inder wagen wieder zu reisen und sich endlich von dieser Sperre zu erholen.


Experten meinen, daß die Inder fast Herdenimmunität entwickelt haben und bis März kaum noch Corona hier existieren würde. Manchmal denke ich schon daran, wie diese Pandemie letztes Jahr im März nach dem Holifest ausbrach und mit großer Hoffnung, dass im Jahr 2021 im März zum Holifest alles wieder vorbei ist und jeder wieder Möglichkeit hat zu arbeiten und alles zu normalisieren.


Ich würde mir wünschen solche Zeiten nie wieder zu erleben, andererseits denke ich, diese Zeiten haben uns irgendwie schon bewusster auf unsere Gesundheit gemacht und auch geklärt dass in dieser Welt nichts so fest und richtig ist.

Man soll jeden Moment des Lebens ausnutzen glücklich und gesund zu sein.