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Doreen Trittel

Kunst in Coronazeiten - War wirklich Alles schlecht?...

Mai 2020

Doreen Trittel
lebt in Berlin

hehocra – Atelier für Erinnerung & Veränderung – https://hehocra.de/

Instagram-Account: hehocra


Alles, was aus dem Meer der Erinnerungen zu etwas Verändertem oder gar Neuem erwächst, berührt mich. Als Künstlerin und Impulsgeberin betrachte ich Elemente aus verschiedenen Lebensphasen und spiele mit ihnen. In Form von Werkgruppen, Serien und einzelnen Bildern

versuche ich, mich den Themen und Fragen, die mir auf unterschiedlichen Wegen begegnen, zu nähern, den Blickwinkel zu verändern und neue Perspektiven zu erkennen, in die Tiefe zu gehen.

Es beginnt damit, sich selbst und unsere Welt offen und mutig zu hinterfragen.


Auch wenn wir nicht richtig barrierefrei sind hier auf unserer Website, so versuchen wir doch, auch Sehbehinderten einen Zugang zu unserem Projekt zu geben. Und deshalb könnt ihr über Klick auf den Pfeil die Statements nun auch hören. Viel Spaß!

Tagebuchnotizen, April 2020
Wem wollen wir gerecht werden? Einem System, das auf höher, schneller, weiter, auf mehr und mehr ausgelegt ist?
Der zweite Samstag, nein, der dritte Samstag der Ausgangsbeschränkungen.
Mein Zeitgefühl kommt durcheinander. Alles ist anders. Und das nicht nur für den Einzelnen, sondern für uns alle. Und doch fühlt sich für mich vieles irgendwie vertraut an: Nachdenken über den Sinn… Sein Leben hinterfragen… Gefühle kommen hoch, die ihren Ursprung in verschiedenen Prägungen haben…

Plötzlich gilt vieles nicht mehr. Strukturen brechen zusammen. Eine Gesellschaft muss sich komplett verändern. Existenzen stehen auf dem Spiel. Ängste kommen hoch. Die Ungewissheit macht Angst. Neue Regeln gelten, die erst gelernt werden wollen. Anpassen.

Parallelen zum Mauerfall 1989? Die Umstände sind ganz andere, aber die Gefühle sind durchaus vergleichbar. Ich fühle mich erinnert…
Heute? Ich habe Boden unter meinen Füßen. Ich habe ihn nicht verloren, nicht so wie damals. Und das fühlt sich gut an. Vorgestern war ich innerlich total unzufrieden. Chaos in der Wohnung, Langeweile draußen… Am Abend spät merkte ich, dass mir Struktur fehlte. Und dann war es gut.

Ich sitze auf der Picknickdecke unter Eichen vor den Toren der Stadt. Die Sonne scheint. Der Himmel lacht blau. Es tut gut. Sehr gut. Eben stand ich mit dem Rücken am Stamm der Eiche und habe ihre Kraft gespürt. Was für andere das Bäume umarmen ist, ist für mich das Anlehnen, die Kraft im Rücken spüren.

Ich komme mit den Tagen und Zeiten durcheinander. Heute habe ich zwischendurch das Gefühl, es wird mir gerade alles zu viel. Und dann fühlt es sich richtig an… Ambivalent… Ein Wort, das die Gefühle in diesen Zeiten für mich gut beschreibt: Ambivalent.

Letzte Nacht habe ich das erste Mal von Corona geträumt.
Einatmen. Ausatmen. Die Liebe spüren.