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Peder W. Strux

Kunst in Coronazeiten - War wirklich Alles schlecht?...

Dezember 2020

Peder W. Strux –
Konzeptkünstler, Filmemacher und Regisseur
lebt in Hamburg

www.pederstrux.de

Instagram-Account: pederw.strux
YouTube-Kanal: Peder W.Strux


IN ZEITEN DER PANDEMIE

Auch mich hat Corona kalt erwischt: Keine Filmaufnahmen, keine Lesungen, keine Installationen und keine Ausstellungen mehr. Auch wurden meine Dozententätigkeiten und realen Künstlerbegegnungen eingestellt.

Die Aussage eines Künstlers zu Beginn der Pandemie hat sich bei mir fest eingebrannt: „Ich war als freischaffender Musiker und Trainer noch nie so schnell arbeitslos und es trifft mich mit voller Härte.“


Auch wenn wir nicht richtig barrierefrei sind hier auf unserer Website, so versuchen wir doch, auch Sehbehinderten einen Zugang zu unserem Projekt zu geben. Und deshalb könnt ihr über Klick auf den Pfeil die Statements nun auch hören. Viel Spaß!

In diesem „rien ne va plus“ erwachte mein Widerstandsgeist der sagte: „Jetzt erst recht!“


Wenn ich keine Besuche mehr machen darf und niemanden zu den ERANOS Events einladen kann, dann hole ich mir die Künstler eben online für ein Gespräch nach Hause. Doch worüber sollten wir uns austauschen? Die Antwort lag auf der Hand: Covid 19.


Was macht die Krise mit uns?
In über 70 Gesprächen stellte ich meinen Gesprächspartnern 7 Fragen.
Es entstanden mehr als 40 Videos. Was für wunderbare Menschen sind mir begegnet. Oft entstand eine besondere Verbindung, von der ich bis heute zehre. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.
Die Frage, was diese Krise mit uns Künstlern macht, wurde sehr vielfältig beantwortet. Mir haften geblieben sind die Existenzängste. Es gab aber auch Aussagen, wie erholsam so eine Zwangspause sein kann. Raus aus dem Hamsterrad, das einen hinter jedem Auftrag und Auftritt herjagen lässt.
Ich denke oft an die Hoffnungen, die in der Soforthilfe gesehen wurde. Doch für viele endete es in Hartz IV, verbunden mit dem Rat, doch einen „anständigen Beruf“ zu erlernen.


Mehr Hohn geht nicht!
Die vielen Ängste und Nöte waren immer wieder Thema. Dazu die Forderungen von Finanzämtern in einer Zeit, in der die Einnahmen gleich Null waren. Niemand weiß genau, wann und wie es weitergehen wird, was Unsicherheit schürt.
Nun der 2te Lockdown und es werden bereits Termine im nächsten Jahr abgesagt. Vorbereitungen lassen sich nicht einfach in einem Aktenordner ablegen und später wieder hervorholen. Eine Tournee zum Beispiel bedarf individueller Planung oder eine Theateraufführung ist von vielen
anderen abhängig.

Ein großes Unverständnis ist mir in der Form begegnet, dass hunderte von Menschen dicht gedrängt in einem Flieger sitzen, während im Theater nur ein Bruchteil der verfügbaren Plätze besetzt werden dürfen, bzw. nun ganz geschlossen sind. Wie hoch ist das Ansehen der Kunst und Kultur?
Einige Künstler und Künstlerinnen nutzten neue Medien und unkonventionelle Bühnen, um auf sich und ihre Kunst aufmerksam zu machen: Konzerte aus dem Wohnzimmer oder vom Balkon, Lesungen aus dem Fenster, statt Dreharbeiten das Vorlesen aus dem Drehbuch mit dem Zeigen der dazu- gehörigen Skizzen.

Von einigen war auch eine Art Demut zu vernehmen, eine neue Form von Achtsamkeit, Empathie und Rücksicht, sowohl im Freundeskreis, in der Nachbarschaft und bei Künstlerkollegen. Genauso die Aussage, dass wir als Kreative mit dieser Situation kreativ umgehen müssen.

Was fehlt am meisten bei alle dem?
Sicher zum einen die finanzielle Sicherheit, sehr häufig aber das Publikum, der Kontakt zu den Kollegen, zu den Chor- und Bandmitgliedern und die persönlichen Begegnungen, bei denen man
sich einfach in den Arm nehmen kann, um die Momente des „einfach gemeinsam sein“ zu genießen.
Ich hoffe und wünsche, dass wir nicht allzu lange weiter aus der Not heraus gefordert werden, wieder und wieder etwas neu kreieren zu müssen, um mit unserer Kunst zu existieren.

Peder W. Strux, Konzeptkünstler, Filmemacher und Regisseur, Vorstandsmitglied Paul Klinger Künstlersozialwerk.
www.pederstrux.de